IT will Zukunft!
01/10/23: Aber MACHT sie auch genug dafür? Geht da noch was? Wir schauen nach und uns dabei den Norden im Allgemeinen und die Region Hannover besonders an.
Denn das ist eine wichtige Frage, wenn man für die Zukunft gut aufgestellt sein will. Und das wollen wir ja sein: hier im Norden, in Hannover, in ganz Deutschland.
Die Herausforderung
Der Anlass: Eine Tagung der Region Hannover zum Thema. Mit kompetenten Menschen aus Politik, Verwaltung, Schule und vielen Gästen aus Niedersachsen, Unternehmensvertretern und eben DRIVE. Wir alle suchen die Fachkräfte von morgen. Wir brauchen IT-Entwickler überall: in Deutschland, im Norden, in Hannover. Und wir suchen schon ziemlich lange. Es gibt viele Aufgaben, Jobs in der IT, aber nicht genug Menschen, um die Lösungen dafür zu entwickeln. Und vor allem kommen nicht genug neue nach. Wir brauchen dringend Nachwuchs: mehr, gute, motivierte junge Menschen. Doch die Schulen liefern nicht genug. Die Tagung will Wege aufzeigen.
In der IT fehlt Nachwuchs
Neu ist das Problem nicht. Seit vielen Jahren ist es bekannt und früh schon zeichnete sich ab, dass nicht nur in der IT, auch in anderen MINT-Berufen der Nachwuchs zur Mangelware wird. Der Bedarf wird immer größer, die Anzahl der Auszubildenden in der IT kommt bei weitem nicht hinterher. Die guten und gut bezahlten Jobs für Entwickler wandern ab ins Ausland, an Entwickler in Indien, Pakistan, China, Ägypten, Rumänien, im Kosovo. Ein Beispiel eines Kollegen: Auf ein Jobangebot dort kämen 200 bis 300 Entwickler:innen, die sich bewerben, zu sehr marktfähigen Konditionen. Der Job bietet also hervorragende Perspektiven und Sicherheiten, sollte also auch hier für junge Menschen äußerst attraktiv sein. Eigentlich.
Was tun Politik und Verwaltung, hier bei uns im Norden?
Die Region bietet "IT macht Schule". Eine lobenswerte Initiative mit engagierten Menschen, die Praktika zwischen Schüler:innen und Unternehmen vermitteln sollen. Das ist gut, aber bei weitem nicht genug. Denn Praktika geben jungen Menschen zwar Einblicke in berufliche Möglichkeiten und können so Perspektiven eröffnen. Aber die Zeit reicht bei weitem nicht und die Conversionrate von Praktikum zu Ausbildung geht gegen Null, ist also viel zu gering. Demgegenüber stehen die nicht unerheblichen Aufwände der Unternehmen, um Praktikanten einzuführen und zumindest mal ansatzweise das auszugleichen, was ihnen bisher nicht ansatzweise genug vermittelt worden ist: in Mathematik, IT-Wissen, Medienausbildung, Gestaltung, Kommunikationswissen und vielem mehr. Dennoch ist dies ein Ansatz und DRIVE unterstützt das Projekt. Denn ansonsten? Gibt es nicht viel. Jedenfalls nicht nach unseren Erfahrungen.
Was tun Unternehmen, z.B. DRIVE?
Wir bilden aus.
- Fachinformatiker:in für Anwendungsentwicklung
- Fachinformatiker:in für Systemintegration
- Mediengestalter:in für Digital und Print
- Kauffrau/Kaufmann für Marketingkommunikation
Unsere Auszubildenden haben im Anschluss an eine erfolgreiche absolvierte Zeit bei uns sehr, sehr gute Perspektiven. Alle Ausbildungen sind mindestens gleichwertig den jeweiligen Hochschul-, Fachhochschul- oder Universitätswegen, aus fachlicher Sicht in jedem Fall. Und beruflich haben die Absolvent:innen bei uns immer den besseren, weil schnelleren Einstieg, einfach aufgrund der umfassenden theoretischen und praktischen Kenntnisse, die sie sich bis dahin erworben haben. Wir sind sehr stolz auf unsere Auszubildenden und freuen uns sehr über ihre Entwicklungen! Man soll es aber auch nicht unterschätzen: Ausbildung bedeutet viel Arbeit. Um wichtige Grundlagen bei den jungen Menschen zu legen und oft auch, um schulische Defizite aufzufangen und auszugleichen.
Es braucht einen Turnaround, um Zukunft für die IT zu schaffen!
Denn so voll guter Absichten die dann doch recht wenigen Maßnahmen der letzten Jahre sind: mit ihnen allein gleichen wir nicht ansatzweise all´ die Versäumnisse aus, welche dazu geführt haben, dass wir heute besonders in der IT nicht genügend Nachwuchs haben. Was ist also zu tun? Fische riechen meist vom Kopf her. Man muss daher meist ganz oben ansetzen, ganz vorn, damit hinten was Gutes rauskommt. Hier auch.
Denn woanders geht's auch
Ein Beispiel aus dem Ausland: Die Wissenschaftsregion Sophia Antipolis in Südfrankreich - Attraktionsort für junge Menschen und Talente aus aller Welt, die in den Natur- und Ingenieurswissenschaften oder der Medizin etwas werden wollen. Und für Unternehmen, Institutionen und Organisationen, welche mit diesen jungen Menschen arbeiten möchten. Was machen sie dort grundsätzlich anders? Sie schaffen Gutes und kommunizieren positiv darüber. Über die Ereignisse, Menschen, Erfahrungen und das erzählen sie an allen Orten. Selbst am Flughafen, auf den Straßen, dem gesamten Weg dorthin, machen sie die Besucher auf attraktive und sympathische Weise aufmerksam.
Was tun wir dagegen in Hannover? Wir behaupten und erzählen allen Besucher:innen, die hier ankommen, "die Messestadt" zu sein. Obwohl z.B. die einst große Leitmesse CeBIT vor vielen Jahren von uns eingeschläfert wurde (und andere IT-Messen seitdem zumindest gut existieren, siehe z.B. hier).
Der Norden muss IT- und Technologiestandort werden. Der Beste.
Damit sich was ändert, müssen wir was tun, und das grundsätzlich anders, mit anderen Zielen, anderen Leitbildern. Größer, besser, beeindruckender. Wir müssen es anders angehen. Die Voraussetzungen sind da: Wir haben eine hervorragende Wissenschafts- und Universitätsinfrastruktur, die Welt kann sie nur nicht ausreichend wahrnehmen. Wir haben gute Unternehmen in der IT in der Region, man sollte sie besser kennen, auch in Politik und Verwaltung.
Neues Leitbild. Neue Story.
Das Leitbild muss größer, besser und viel, viel mutiger werden. Der Norden muss IT- und Technologiestandort werden. Und nicht irgendeiner, sondern der beste. Wir müssen insgesamt über positive Geschichten erzählen, mit positiven Rollen- und Vorbildern in der Welt der IT. Gute Menschen und ihre Geschichten sind wichtig und die müssen wir zeigen. Wir brauchen nicht nur gute Absichten, sondern Ergebnisse und Beweise. Und die, welche wir schon haben, müssen wir viel besser und deutlicher kommunizieren. Wie viele Menschen allein hier in der Region wissen, wie gut wir hier bestückt sind, mit Chancen für IT und MINT und damit auch für die Zukunft? Wahrscheinlich viel zu wenig. Und warum? Weil wir es nicht erzählen und wenn doch, dann nicht laut und gut genug. Und damit sind auch wir IT-Unternehmen selbst gefordert. Wir von DRIVE zum Beispiel bewegen uns draußen in der Welt, wir arbeiten international und global, mit Entwicklern, für Kunden aus anderen Ländern, Kulturen und Kontinenten. Wenn wir nicht unseren Standort fördern, wer denn dann?
Die Argumente für die Region Hannover
- Wir bieten einen der besten Wissenschaftsstandorte Deutschlands, Hannover zusammen mit Braunschweig und gern auch Göttingen. Hier forschen und lehren Wissenschaftler:innen, welche zur Weltelite gehören. Eines von vielen Beispielen: Das Institut für Kontinuumsmechanik an der Leibniz Universität Hannover - ist super, kennen nur zu wenige.
- Hier sind viele Unternehmen mit viel IT-Kompetenz und Innovationskraft ansässig, welche sehr fortschrittlich entwickeln und zumindest sehr viel innovativen Antrieb mitbringen. Ihnen sollten Politik, Verwaltung und Schulen deutlich mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung sichern.
- Hannover ist lebenswert. Die Lebensbedingungen hier sind hervorragend. Die Menschen sind freundlich, international orientiert und aufgeschlossen (nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen als ehemals große Messestadt, heute ein Ort des internationalen Austauschs). Es ist grün, flach und man ist schnell am Meer, in Bergen und an vielen attraktiven Orten. Wir haben hübsche barocke Gärten, Wald, Seen und Parks mitten
Gute Bedingungen, um Unternehmen hierher zu führen, damit sie sich ansiedeln und: AUSBILDEN! Das müssen wir jetzt nur noch gut erzählen und darstellen und da sollten Politik und Verwaltung mit ihren Kommunikationsverantwortlichen besser werden.
Unsere Zielgruppe sind Nerds
Wir sprechen über Ausbildung in der IT mit jungen Menschen, von denen nicht wenige richtige, echte Nerds sind. Im besten und positiven Sinne. Sie sind anders: sie fühlen, denken, handeln anders. Und sie mögen Themen, die mit IT im weitesten Sinne zu tun haben, zu denen fühlen sie sich hingezogen. Nur: von vielen werden sie in ihrem Anderssein nicht anerkannt. Und in der Schule meist schon gar nicht und das muss sich nicht erst "bald", sondern jetzt, sofort und dringend ändern. Wir als Unternehmen sprechen sie bereits an. Macht Schule das ausreichend?
IT-Patenschaften für Schüler:innen
Bei DRIVE können wir gut mit ihnen sprechen und das gelingt in den vielen Unternehmen unserer Kollegen mit ähnlicher Ausrichtung bestimmt auch. Wir brauchen diese jungen Menschen, wir wollen sie bei uns haben, sie aus- und weiterbilden, wir wollen sie in ihrem Anderssein fördern und fordern. Bei uns können sie sich wohlfühlen und angenommen sein. Viel besser als jetzt wäre, wir könnten sie nicht nur kurz für ein oder zwei Wochen sehen, sondern langfristig mit ihnen arbeiten, z.B. ab der 11ten Klasse jede Woche einen Tag oder Nachmittag. Sie hätten ihren festen Platz, könnten in Projekten mitwirken und so sukzessive mitwachsen und sich gut entwickeln. Wir könnten ihre Paten sein, wenn sie das möchten, und passen auf sie mit auf. Dafür müssten Schule und Verwaltung ihnen und uns die Voraussetzungen ermöglichen.
Positive Rolemodels
Wir brauchen Held:innen und die haben wir. Ihre Geschichten müssen wir erzählen und sie sichtbar machen. Politik und Verwaltung müssten bitte die vielen Bälle aufnehmen und mitspielen.
Der Norden kann auch anders! Nämlich besser.
Und das sollten wir jetzt mal tun. Denn unser Wettbewerb im Ausland schläft nicht. Und wenn wir hier im Norden nicht alle zu Bewohnern niedlicher "Museumsdörfchen" werden wollen, muss sich dringend was ändern.