Jetzt geht´s an die Bewertung deiner Ideen und Vorschläge. Deine Liste soll jetzt immer kürzer werden. Aus deinen Zielen, den Anforderungen der Zielgruppen, deiner Aufgabe, die wichtigen Qualitäten zu vermitteln, und deinen zentralen Aussagen, dem Umfeld und allen anderen genannten Punkten kannst du Kriterien ableiten, anhand derer du alle Namen bewertest. Folgender Vorschlag als Methode: Ergänze deine Liste um weitere Spalten und bewerte jeden Vorschlag: erstmal "A", "B", "C" = echt nicht gut", und noch besser mit "AAAAA" = "nicht mehr zu toppen".
Differenzierung von Wettbewerbern und Benchmarks
Oft macht man diesen Schritt bereits implizit schon bei der Ideenfindung: Wie stark differenziert der Name von den Wettbewerbern? Ist er nah dran oder eher weit weg? Wir stellen diesen Schritt ganz gern auch eher nach hinten. Warum: Um nicht so früh die Schere anzusetzen und mglicherweise gute Ideen bei der Findung zu verlieren.
- In manchen Fällen kann es gerade gut sein, möglichst große Nähe zu einem Markt, einer Branche, einem Leitprodukt, einer Gruppe zu zeigen z.B. bei "Africola". Auch "Google" war anfangs ein Me-Too-Name, angelehnt an das bei der Entstehung ungleich populärere "Yahoo".
- Oft will man sich deutlich differenzieren.
Schreibweise in Fonts - wie sich der Name schreiben lässt
- Runde, freundliche Buchstaben wie e, o, u, d ... versus eckige, eher harte: k, t, z, x
- Doppelte Buchstaben, z.B. "dooyoo", versus in den Formen kontrastreiche Buchstabenfolgen, z.B. "qwertz"
- Wiederholungen, Ungewöhnliches im Schriftbild, über das man beim Lesen stolpert: mehrfache Buchstaben, z.B. "Diffferent", Versalien, z.B. "DRIVE"
- Ähnlichkeiten im Schriftbild zu anderen Namen - Verwechselbarkeit versus Einzigartigkeit
Sound und Klang - wie sich der Name sprechen lässt
- Viele Vokale versus Konsonanten
- Harte versus weiche Aussprache
- Lange Silben und Folgen im Namen: "PriceWaterhouseCoopers" versus kurze: "Ernst"
- Ähnlichkeiten im Klang zu anderen Namen
Moden und Trends als Bezugspunkte
- Wie erfolgversprechend und vor allem langlebig, nachhaltig schätzt du diese Anknüpfungspunkte ein? Damit bewertest du das Kritierum als solches. Beispiel: der Bezug zum Biomarkt.
- Wie verständlich ist deine Ableitung im Namen? Diese musst du im nächsten Schritt überprüfen, weil ja nicht nur du sondern jemand anders es verstehen soll. Beispiel: "Rebional".
Überlege dir, an welche Moden du dich angelehnt hast, möglicherweise gar unbewusst. Bei Agentur- und Softwarenamen, also in unserem Fall, gibt es auch Moden und Trends:
- Von den Anfängen bis in die 70er: Die Namen der Unternehmensgründer, welche gottgleich über der Agentur und ihrem Fußvolk trohnten, aber auch ein Qualitätsversprechen gaben, fest gebunden an ihre Person. Beispiele zuhauf, alle wie: "Müller, Meier & Schulze" - namenstechnisch eine etwas einfallslose Epoche.
- Die 80er: Dekade der Anfangsbuchstaben, geschrien in Versalien: "DDB", "BBDO". "KNSK" zB waren die Unternehmensgründer. Wenn dann einer ausfiel, musste der Nachfolger entspechend des Nachnamens ausgewählt werden.
- Die 90er: Das Jahrzehnt der doppelten und dreifachen Konsonanten oder der anderen Wortverdrehungen: "Google", "Yahoo". Mit mehr Vielfalt, mehr Namen, welche die Fantasie anregen.
- Die 00er und 10er Jahre: Bilder und Bedeutungen, wie bei "DRIVE", da waren wir mit die ersten und gleich auch international. Oder: sprachlich ungewöhnliche Begriffe, die in den Bedeutungsraum Agentur gebracht werden, z.B. "Heimat". Auch sehr merkfähig, aber eben nicht immer international verständlich.
Bedeutungsraum mit Assoziationen, Konnotationen
- Welche Emotionen und Gefühle werden ausgelöst?
- Welche Bedeutungen werden bewusst und unbewusst vermittelt?
- An welche Handlungsweisen, Verhaltens- und Einstellungsmuster wird appeliert?
- Welche Geschichten und Welten baust du hier auf? Wie gut, trag- und ausbaufähig sind diese?
Verständlichkeit. ACHTUNG: Geheimhaltung!
Versteht man, was du sagen möchtest? Jetzt musst du bei anderen prüfen. Aber ACHTUNG: Du willst deinen neuen Namen mindestens bis zur Absicherung, besser noch bis zur ersten Publikation geheim halten. Niemand soll dir zuvorkommen können!
- Im engen Kreis fragen: Familie, Freunde, Kollegen, möglichst nahe an der Zielgruppe und verlässlich!
- Kunden fragen = Mitglieder der Zielgruppe (auch verlässlich?)
- Marktforschung: Stichprobe fragen (Geheimhaltung zusichern lassen!)
- Im Kernteam entscheiden: sicher, aber hohes Risiko.
Vergleich mit Benchmarks, aus der Branche, aus dem Medium
Gleiche nochmal ab. Mit allen anderen Namen, die in deinem Umfeld für deine Kunden und Gegenüber zutage treten. Wie wirst du neben ihnen erscheinen, klingen und zu lesen sein? Was wirst du neben ihnen vermitteln und vor allem "markieren"? Wofür werden du, dein Projekt, Produkt und Unternehmen stehen? Wie passt es zu dir und zu dem, was du bisher getan hast, also deinem Umfeld als Absender? Wie passt es zu deinen Empfängern und hoffentlich bald Dialogpartnern und deren Umfeld?
Bewerte alle Namen anhand deren Bedeutung für deine Zielerreichung
Allein und im Team. Daraus bekommst du eine Rangfolge, es wird eine kleine Gruppe an Namen übrig bleiben. Manche Bewertungen passt du an, z.B. weil deine Kriterien sich im Laufe des Prozesses verändern. Wenn du klar quantifizierte Meßergebnisse möchtest, gehst du in die Marktforschung, sofern dein Zeitplan und dein Budget dies zulassen.
Du musst dich entscheiden. Wirst du auch.
Eine Nacht oder zwei drüber schlafen - das hilft. Wenn du dir dann noch nicht sicher bist, lass dir die Namensvorschläge weiter visualisieren. Das Bild deiner neuen Marke wird so immer konkreter für dich. Und da du jetzt deine Kriterien klar sortiert hast und weißt, was dir wichtig ist, wird deine Lösung immer deutlicher vor dir stehen. Und sie wird gut sein - you can be sure.