No war, please

02/03/22: Wenn Worte wegbleiben. Vom Versagen der Kommunikation und was an Aufgaben bleiben kann.

Eigentlich wollten wir an dieser Stelle jetzt über andere Themen sprechen. Über digitale Kommunikation, von Marken und Menschen, die damit arbeiten, von Datensicherheit und Schutz vor Hackerangriffen und von toller, neuer Technologie und Softwareanwendungen. Von Dingen, mit denen sich die wunderbaren Menschen beschäftigen, die hier bei Drive arbeiten und mit denen wir zusammen arbeiten dürfen. Aber das alles ist derzeit einfach nicht wichtig. Nicht, wenn Menschen um ihr Leben, ihre Freiheit und die Sicherheit ihrer Kinder und Angehörigen kämpfen müssen. 

Wie kann es zu so einer Katastrophe kommen? Und was macht das mit uns, auch in unserem Selbstverständnis als Kommunikatoren? Was können wir tun?

Unser Selbstverständnis als Kommunikatoren, als Agentur und als Menschen

Wir bei Drive fühlen uns dem gleichberechtigten Austausch zwischen Menschen verpflichtet. Um gemeinsam etwas Besseres, Höheres und Gutes zu erreichen, als Ziel der Kommunikation, als Absicht und damit auch als Wert, der diesem Handeln zugrunde liegt. Wir sind alle gleich. Wir respektieren und schätzen uns in Unterschiedlichkeit, wir genießen es, andere kennenzulernen und zu erleben, wie sie Dinge anders sehen und erleben. Das bringt Freude. 

Mit Gewalt und Krieg jedoch ist dies vorbei und das ist schrecklich. 

Kommunikation hat auf allen Ebenen versagt

Massenkommunikation vs. 1:1-Kommunikation im Dialog

Wir betreiben Massenkommunikation. Für Sender formulieren wir Botschaften in Wort, Bild und Daten, die sich an viele Empfänger richten. Wir tun es unter der Illusion eines Dialogs, das heißt, wir wollen den Empfänger:innen den Eindruck vermitteln, dass sich diese Kommunikation an sie direkt richtet, also eine 1:1-Kommunikation ist. Und das ist sie für diese zumeist auch tatsächlich - ein besonderes Kennzeichen sozialer Medien. Sie wird nah, persönlich und direkt empfunden und wirkt auch so, nämlich drastisch. Und dadurch sind die Bilder und Worte, welche wir von den Untaten der Armee des russischen Machthabers in der Ukraine vermittelt bekommen, umso schlimmer. 

Wahrheit vs. Lüge

Was im Krieg als erstes auf der Strecke bliebe, sei die Wahrheit. Und hier muss das ja schon auch vorher der Fall gewesen sein. Wem können wir was glauben, wer glaubt überhaupt noch wem? Wir kämpfen um Glaubwürdigkeit. Dazu sind unsere Absicht und unsere Werte wichtig und unsere eigenen Taten, mit denen wir das belegen. Im Begriff "Werbung" war immer auch enthalten, dass um oder für etwas "werben" auch etwas Übertreiben bis hin zum deutlichen Schön-Polieren erlaube, quasi "ein bisschen Lüge" legitimiere. Das ist spätestens hier und jetzt vorbei. Nichts als die Wahrheit ist richtig und das muss auch unsere Haltung weiterhin sein. 

Propaganda vs. Aufklärung

Und so müssen wir als Kommunikatoren, wenn wir schon nicht mit allen in einem tatsächlichen Dialog stehen können, allein weil wir aufgrund begrenzter Ressourcen dies nicht vermögen, es zumindest "gefühlt", intentional tun. Indem wir aufrichtig sind, dem Gegenüber mit Respekt, Offenheit und Toleranz begegnen. Ihr oder ihm Freiheit zugestehen, wie wir sie auch für uns wollen. Überzeugen und uns auf andere Meinungen freuen und sie im Gespräch annehmen. Damit pflegen wir beste journalistsche, kommunikatorische Eigenschaften und Werte. 

Die Helden

Meine persönlichen Helden in dieser Zeit sind alle Menschen in und aus der Ukraine, die diesen Krieg persönlich erleben müssen, auf der Flucht, von Ferne und dort vor Ort, kämpfen oder sich verbergen müssen. Der mutige Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und seine Frau Olena Selenska, die Brüder Vitali und Wladimir Klitschko und all ihre Kolleginnen und Kollegen - unglaublich, was sie leisten. Oder Russ:innen, die sich gegen ihre Machthaber stellen, wie zum Beispiel Andrei Rublev, der Tennisspieler, von dem das Zitat eingangs stammt. Und Journalist:innen vor Ort wie Paul Ronzheimer von der Bild oder Angelina Kariakina vom öffentlich-rechtlichen Sender Suspilne in der Ukraine - da gehört echt Mut dazu, was sie machen. 

Wir sind in Gedanken bei ihnen und müssen sie unterstützen, mit allem was geht. Wenn nicht jetzt, wann dann. Es wird hier noch viel auf uns zukommen, um das an Vertrauen und Einigung wiederherzustellen, was alles zerstört wird. 

Habt ihr Fragen?

Stephan Probst unter pole-position(at)drive.eu - frohe Botschaften für alle. Stephan ist DRIVE und seine Begeisterung reißt alle in der Agentur mit.