Durch die Flaute steuern
10/05/20 Der Sturm flaut ab, doch zu steuern wird nicht leichter. Was man jetzt beachten sollte ...
Im Sturm segeln ist schwierig, durch die Flaute steuern nicht minder. Die Maßnahmen der Krise werden gelockert, der Sturm scheint abzuflauen. Wird jetzt alles wieder genauso wie vorher? Mitnichten. Nach dem Sturm kommt vielmehr jetzt die große Flaute: Der Wind schläft ein, kein Lüftchen weht mehr, nichts scheint sich zu bewegen. Beim Segeln, besonders im Wettbewerb einer Regatta, gibt es für diese Situation ein paar gute Grundregeln, was man jetzt tun muss, um trotzdem voranzukommen.
1. Sei wach und aufmerksam!
Segeln in der Flaute ist extrem anspruchsvoll. Man muss gerade jetzt besonders achtsam sein, alles beobachten, ganz ruhig bleiben, sich sorgfältig bewegen: klar, kontrolliert, sparsam. Jede Hektik schadet.
2. Das Schiff sichern
Alle Beschädigungen aus dem voran gegangenen Sturm reparieren, Loses sichern, alles vertäuen. Alles Wichtige und was schnell geht zuerst, länger Dauerndes zunächst provisorisch, damit es nicht weiter beschädigt wird, später richtig.
3. Nicht die Fahrt verlieren, immer Fahrt machen
Das ist das Wichtigste, bei allem: Mach Fahrt! Und wenn es nur kleinste Zentimeter sind, die du vorwärts kommst: Tu alles dafür! Und verhindere, dass du Fahrt verlierst!
- Keine Hektik im Schiff, keine schnellen und unbedachten, keine überflüssigen Bewegungen.
- Segel richtig eingestellt: nicht zu lose, nicht zu dicht.
- Holepunkte immer prüfen und wenn nötig leicht anpassen: jedes Detail zählt.
- Die Mannschaft gut einstellen, jeder muss mitmachen.
4. Sorg dafür, dass wenn Wind kommt, er bestmöglich genutzt werden kann
Beobachte alle Einstellungen und Bewegungen deines Schiffes, die Wellen, den Wind. Wie bewegen sich die Fädchen? Was sagen deine Instrumente, wo kann was optimiert und besser eingestellt werden? Wenn du etwas siehst: langsam, behutsam, aber klar und kontrolliert verbessern. Vorsichtig, nicht zögerlich.
5. Stellt Euch als Mannschaft richtig ein
Jetzt kommt es auf jeden und jede an. Hektik im Schiff schadet. Unbedachte Bewegungen führen dazu, dass Ihr Fahrt verliert. Jetzt brauchen alle Geduld, Ruhe bewahren ist wichtig. Man möchte was trinken, essen, sich eine Auszeit nehmen ... Aber persönliche Bedürfnisse, wenn sie denn nicht überlebensnotwendig sind, stehen jetzt gerade hinten an.
6. Wo ist der Wind?
Ganz wichtig: Beobachte den Horizont. Woch weht ein Lüftchen? Wo bewegt sich ein Wettbewerber, nimmt jemand Fahrt auf? Gibt es irgendwo eine Wolke oder kleine Wellen, die auf neuen Wind weisen? Oder ist der beste Wind auf dem ganzen Teich gerade bei dir? Dies muss ständig und immer passieren, denn jede kleinste Bewegung ist wichtig. Mindestens ein Crewmitglied muss alles melden, ihr besprecht, entscheidet, handelt. Ist das Windfeld nah genug? Kurs ändern und hinfahren. Ist es zu weit weg: Kurs halten.
7. Was machen die anderen?
Dösen sie in der Sonne? Oder ziehen sie gerade langsam davon? Weil sie Wind gesehen haben, den ihr nicht seht, ihr Schiff besser ausgerichtet, die Segel besser eingestellt, die Mannschaft besser arbeiterte? Flaute ist trügerisch, das Wetter kann sich jederzeit ändern. Man darf nie die Aufmerksamkeit senken. Da es ein Wettbewerb ist, will man ja nicht als Letzter ankommen. Daher: beobachtet die anderen ständig!
8. Alle Manöver präzise und zügig fahren
Jetzt zahlt sich aus, wenn Ihr ein gut eingespieltes Team seid. Jedes Manöver müsst ihr sehr klar und einfach fahren, mit genau der richtigen Geschwindigkeit. Fahrt ihr zu schnell, wird das Maöver hektisch, es gibt Gegenbewegungen und ihr verliert Fahrt. Zu langsam: Ihr kommt nicht richtig rum und ihr verliert erst recht Fahrt. Bei Flaute kann das schnell sehr schlecht enden. Am besten geht es schön harmonisch, jeder macht genau den passenden Move zum richtigen Zeitpunkt und ihr fahrt weiter, als wäre nichts gewesen, nur auf einem anderen, besseren Kurs.
9. Don't get cocky!
Werd bloß nicht übermütig! Wenn du einigermaßen gut oder sogar sehr gut aus dem letzten Sturm raus gekommen bist. Glaub nicht, dass das passiert ist, weil du so großartig warst. Deine Crew hat super gearbeitet, dein Material und dein Schiff waren vielleicht besser oder ihr habt ganz einfach nur Glück gehabt, zufällig etwas besseren Wind und leichtere Wellen als andere, die es komplett zerrissen hat.
Wenn du nicht gut raus gekommen bist, und das geht den meisten so: Gräm dich nicht. Wind und Wellen kannst du nicht beeinflussen. Es kommt drauf an, wie du und die Crew damit umgehen. Jetzt ist die Zeit, das nochmal zu reflektieren. Wie kannst du dich jetzt auf den nächsten Sturm vorbereiten? Denn der kommt bestimmt.
10. Der nächste Sturm kommt bestimmt!
Achtung: der nächste Sturm kommt mit Sicherheit. Darauf müsst ihr euch vorbereiten.
- Kein überflüssiges Gewicht an Bord. Wenn die Gewichte gut verteilt sind, bleibt ihr flexibel und macht am besten Fahrt.
- Wenn irgendwer nix zu tun haben sollte: reparieren, sichern, knoten, vertäuen ... Arbeitet an der Sicherung und Verbesserung eures Schiffs, eurer Organisation.
- Sammelt Kräfte, trainiert, lernt, bildet euch weiter, in allem, was euch helfen kann. Nutzt eure Zeit!
Gut segeln in der Flaute ist eine der herausforderndsten Aufgaben
... nicht weniger anspruchsvoll als durch den Sturm. Bei schönem Wetter und optimalen Bedingungen segeln ist leicht. Jetzt kannst du zeigen, lernen, wachsen. Achte auf deine Crew, deine Kunden, dein Unternehmen, die richtigen Partner. Wir sind da und bereit für dich! pole-position[at]drive.eu
(P.S.: Die junge Schottin vorn im Cockpit ist die Schwester des Steuermanns.)