Kommunikation in Krieg und Krise
20/11/22: Was sie leisten kann, darf, sollte und muss, um zu wieder guter Verständigung beizutragen.
Die Welt im schlechten Zustand
Die Zeiten sind schrecklich und schlimm, jedenfalls für die meisten Menschen. Was kann, sollte, darf und muss Kommunikation leisten und beitragen, um dies zu verbessern? Was könnte und sollte unsere Aufgabe als Kommunikatioren sein, als Gestalter von Beziehungen zwischen Menschen - was können wir beitragen, um Verständigung und positiven Austausch zu ermöglichen und zu helfen, die Welt als einen hoffentlich dann besseren Ort zu gestalten? Überlegungen dazu.
- Krieg, nicht mehr nur noch weit weg, sondern mitten in Europa, näher als zuvor.
- Krise des Klimas und Systeme, die dafür keine Lösungen bieten und kollabieren.
- Inflation: erhebliche Wertverluste, vielen Menschen droht Armut. Strukturen, die bisher verlässlich schienen, erodieren.
- Verlust an Kommunikationsfähigkeit: Statt sich mit anderen friedlich auszutauschen, grenzt man sich, sucht die Auseinandersetzung, je aggresiver desto besser, verweigert sich dem Dialog.
Positive Leitbilder? Derzeit: Fehlanzeige
Wo früher Chancen gesehen wurden, gibt es immer mehr Risiken. Angst vor der Zukunft wird zum beherreschenden Gefühl. Anders als z.B. vor zwanzig Jahren, als wir mit DRIVE starteten. Positive Bilder leiteten uns: Peace, Love, Happiness. Austausch mit Menschen, Neugier auf andere Kulturen, was man von ihnen lernen, wie man miteinander und zusammen sich verbessern kann. Der Schmelztiegel als positives Bild der Moderne in Kunst, Musik, Wirtschaft und Gesellschaft? Vereinigung und Austausch als Chancen für eigene und gemeinsame Entwicklung? Diese Bilder sind hinten angestellt, verdrängt von anderen Leitmotiven.
Eigene Identität: nur durch Abgrenzung bilden?
Wie bilde ich Identität, schaffe ein Bild von mir selbst? Identität ist wichtig: zu wissen, wer man ist, wo man herkommt und wo man hin will. Auch: worin man sich von anderen unterscheidet. Was man besser kann, anders macht, sieht oder bewertet. Ebenso wichtig ist aber auch, was man von anderen lernen kann, sich etwas abzuschauen, weil sie etwas besser können, sehen, beurteilen. Nur: was ist, wenn diese nur mit einem krassen Feindbild formuliert werden kann? Nicht aus sich selbst heraus, sondern weil man sich selbst nur in Unterscheidung vom anderen erkennen kann? Dann ist es fatal. >>> How to build a "stupid community".
Eine Welt voller Feinde
Welches Bild habe ich von anderen? Wie grenze ich mich ab? Wie sehe ich meine Umwelt, meine Nachbarn, alle, mit denen ich zu tun habe? Gibt es nur entweder "Freunde" oder "Feinde" für mich? Entweder Schwarz oder Weiß? Oder kann ich differenzieren und sehe andere als Menschen, mit denen ich zusammen etwas erreichen will, in einer positiven Auseinandersetzung als Partner oder "Mitbewerber", aber eben nicht als "Feinde"? Was wähle ich als Mittel der Auseinandersetzung: Konflikt und Krieg? Oder: Kooperation und Dialog? Grundsätzliche Unterschiede.
Was also kann man tun? Und welche Rolle und Aufgabe kann Kommunikation dabei übernehmen?
1.) Krieg, Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung verhindern
Wenn Gewalt als Mittel zugelassen ist, um Konflikte zu lösen, hat alles andere vorher versagt. Wir wollen das überwinden. Denn auch: was kommt danach? Wenn wir nicht die nächsten Kriege gleich wieder einleiten wollen, müssen wir mit einer positiven Kommunikation vorbereiten, die Voraussetzungen dafür schaffen und die Ursachen, die zum jetzigen Zustand geführt haben, analysieren, verstehen und ihnen entgegen steuern.
Die Aufgabe von Kommunikation: eine Basis für Frieden bauen
- An den Werten arbeiten, Gewalt als Instrument ausschliessen
- Am Verstehen arbeiten, am Respekt für andere, der Empathie, dem Einfühlen, dem Nachvollziehen - am positiven Bild eines Leben mit anderen
- Am eigenen Bild arbeiten, der positiven Identität, dem Selbst-Wert-Gefühl, was die Basis dafür ist, wie man mit anderen umgeht.
... also alles das, was die Alliierten für die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg als Maßnahmen und Instrumente vorbereitet haben (gleich, wie man diese einzeln bewertet).
2.) Krise des Klimas: Der ultimativen Drohung entgegen
Die Ultimativität des Themas "Klimakrise" verlangt von ihren Followern, ihren Jüngern, ebensolche Maßnahmen und die entsprechenden Einstellungen dazu, nämlich: ultimative.Der heilige Zweck, die Verhinderung der Katastrophe, des drohenden Untergangs, rechtfertigt ihnen jedes Mittel, wenn es geeignet scheint, jene zu verhindern. Die Art der Argumentation lässt dabei immer Raum für weitere Steigerungen, zeigt aber keine Schranken. Und dies ist fatal für die Follower.
Was Kommunikation hier leisten kann
- Ziel-/Mittel-Zusammenhänge erklären: Nein, man darf sich nicht alles erlauben, wenn es helfen könnte, ein großes Ziel zu erreichen. Das Mittel selbst muss Werten genügen, es gibt Grenzen dafür: gesetzliche, moralische, sittliche.
- Fakten aufzeigen und erklären: sie recherchieren, bei der Analyse unterstützen, deren Darstellung und Verständlichkeit fördern.
- Den Dialog unterstützen: viele Stimmen ermöglichen, ihnen Gehör schenken und Raum ermöglichen.
- Diskurs ermöglichen: Expertise fördern und Bildung für alle bieten, um bessere Entscheidungen zu finden, im besten Sinne der Demokratie.
3.) Inflation: Werteverlust aufhalten
Was ist wirklich wertvoll? Was brauchen wir und was ist dessen realer Preis? Volkswirte wissen: steigende Preise und Zinsen gehen immer auch einher mit Angst vor dem baldigen Verlust eines jetzigen Wertes, also: mit Angst vor der Zukunft.
Was Kommunikation jetzt vermitteln muss: Vertrauen in die Zukunft
- Zuversicht = positive Bilder der Zukunft, guter Blick auf die Gegenwqart und eine klare Analyse, wie sie entstanden ist, also der Vergangenheit
- Vertrauen = "Wir schaffen das!", mit klaren Wegen zu Lösungen
Das kann und sollte Kommunikation nicht nur transportieren, sondern auch aus sich selbst heraus generieren, mit einem positiven Menschenbild als Grundlage.
4.) Kommunikationsfähigkeit wiederherstellen
Das ist wirklich auffällig: Krisen sind die Hochzeiten der Populisten. Sie bieten vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme, bauen Gruppen mit simplen Gemeinsamkeiten und grenzen diese scharf von anderen ab. Sie belohnen und bestrafen, erhöhen und erniedrigen. Dialog ist nicht ihr Mittel, sondern die aggressive Konfliktführung: je härter desto besser.
Kommunikation: fördern!
- Zwischentöne anstimmen: Populisten trommeln extrem laut. Schwierig, anderen Stimmen Gehör zu verschaffen, aber es geht. Spätestens wenn die Trommlern die Arme schwer werden, ihnen die Felle platzen. Dann müssen die anderen Stimmen immer mehr und besser zu hören sein, immer lauter, immer deutlicher.
- Standhaft bleiben. Nicht müde werden zu argumentieren, zu zeigen, darzustellen. Auf alle möglichen Arten, so, dass es jede und jeder verstehen kann.
- Genau hinhören. Was steht hinter dem Gepauke? Warum und was wollen sie? Und warum finden Sie Gehör? Bei wem, welche Interessen bedienen sie?
- Gespräche suchen. Einzeln und auch dann, wenn es weh tut, man sich von eigenen Überzeugungen eventuell entfernen und sie hinterfragen muss.
- Stärken zeigen. Auf keinen Fall mit den gleichen Mitteln. Sondern mit besseren.
Was jetzt und heute für uns als Kommunikatoren wichtig ist
Auch wenn es so scheinen mag, als sei jede Art des Dialogs aussichtslos, weil alle schreien, schlagen und schießen - gerade jetzt können und müssen wir Kommunikatoren sehr vieles tun, in jeder Aufgabe, bei jedem Job, jedem Projekt.
- Positive Bilder entwickeln und zeigen, die Grundlage für ein hoffentlich bald wieder freundliches und friedliches Miteinander schaffen
- Prozesse des friedlichen Austauschs fördern, in Inhalt, Form und Stil, in allen Kanälen und Medien
- Gegenüber verstehenhelfen: Analyse leisten und Empathie zeigen, mit Interesse, Neugier und Wissen. Auf vermeintlich Fremdes sich einlassen wollen. Es nicht ablehnen, sondern als gut annehmen.
- Bildung fördern und für Transparenz sorgen: die Fähigkeit, Wissen zu erwerben und zu verarbeiten, um bessere Erkenntnis zu erlangen. Vor vorsätzlicher Doofheit schützen, auch bei uns selbst,
- Werte vermitteln: No War! Im Einklang mit der Umwelt leben und mit ihr kommunizieren, was Gewalt einfach, grundsätzlich und immer ausschließt.
- Lösungen und Ansätze fördern, als Möglichkeiten, Chancen
Nie hatten wir Kommunikatoren einen wichtigeren Job als jetzt zu tun. Die Welt braucht, neben vielen anderen, eben auch sehr gute Kommunikator:innen, mit einem positiven Verständnis ihrer eigenen Aufgabe. Also packen wir´s an.